Black Sites – Die Geheimgefängnisse der CIA

Virenkrieg

Roman-Zyklus von Lutz Büge

Evan – Virenkrieg IV (Ebook)

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Biowaffen, Geheimorganisationen und einsame Entscheidungen – die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.

„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“
Frankfurter Rundschau vom 13.8.2015

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Black Sites – Die Geheimgefängnisse der CIA

Es gibt sie wirklich, die Geheimgefängnisse der Central Intelligence Agency (CIA), die in meinen Virenkrieg-Romanen eine Rolle spielen. Die Black Sites sind keine Erfindung fantasievoller Romanautoren. US-Präsident George W. Bush hat ihre Existenz im Jahr 2006 zugegeben und sie zugleich als notwendig bezeichnet: Dank solcher Aktivitäten im Verborgenen habe die CIA mehrere Anschläge verhindern können. (Hier geht’s zur damaligen Berichterstattung von Spiegel-Online.) Im konkreten Fall hatte die CIA in ihren Black Sites 14 Top-Terroristen einbehalten, um sie insgeheim zu verhören, darunter die mutmaßlichen 9/11-Drahtzieher Ramzi Binalshib und Chalid Scheich Mohammed. Bush bezeichnete die Verhörmethoden, denen die Gefangenen unterzogen worden waren, als „hart“, „sicher“ und „rechtmäßig“. Folter habe es nicht gegeben.

Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de über
die Hintergründe seines Romanzyklus.

Das darf man bezweifeln. Bush hätte Folter natürlich niemals in aller Öffentlichkeit zugeben. Doch wenn alles nach Recht und Gesetz zugegangen sein sollte, warum hat man die mutmaßlichen Terroristen nicht in die USA gebracht und ihnen einen ordentlichen Prozess gemacht, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört? Man darf also wohl annehmen, dass die CIA bei der Befragung dieser Gefangenen freie Hand haben wollte – und das war fernab der USA auf abgelegenen Gehöften in Osteuropa (zum Beispiel) leichter als zu Hause. Denn in den USA hätte alles, was die CIA in ihren Black Sites getan hätte, nach US-Recht verfolgt werden können, wenn es denn irgendwann einmal, durch welchen Zufall auch immer, ans Licht gekommen wäre.

Ramzi Binahlshibh war seit September 2002, nachdem er in Pakistan festgenommen worden war, bis September 2006 von der Bildfläche verschwunden. Da lieferte man ihn in Guantánamo ein. Ganze vier Jahre lang hatte ihn die CIA also wohl in einer ihrer Black Sites in der Gewalt. Bei Chalid Scheich Mohammed waren es dreieinhalb Jahre. Die New York Times berichtete 2008, dass er vermutlich nach Szymany in Polen gebracht worden sei. Im April 2009, wenige Monate nach seinem Amtsantritt als US-Präsident, bestätigte Barack Obama die Existenz eines Geheimgefängnisses in Polen, nachdem er bereits am 22. Januar in einem seiner ersten Regierungsakte, die sofortige Schließung aller Black Sites angeordnet hatte. Zugleich blieb die CIA aber autorisiert, Terrorverdächtige heimlich zu entführen – nur durfte sie sie nicht mehr in eigenen Geheimgefängnissen internieren. Aber es gibt genug Länder, die mit den USA zusammenarbeiteten. In meinem Roman Skylla – Virenkrieg II nutzt die CIA beispielsweise ein ägyptisches Gefängnis.

Bei der Black Site in Polen, deren Existenz Obama zugegeben hat, dürfte es sich um Stare Kiejkuty handeln, über das ich vor fünf Jahren auf dieser Webseite berichtet habe. Weitere Geheimgefängnisse befanden sich auf der Insel Diego Gracia (britisches Überseegebiet), im Kosovo, in Rumänien, Pakistan, Irak, Afghanistan, Thailand und sogar Dschibuti (Quelle: Wikipedia). Die Bundesrepublik ist indirekt an diesen CIA-Machenschaften beteiligt, weil sie der CIA für geheime Gefangenentransporte das Überflugrecht über ihr Staatsgebiet gewährte. Dazu ein weiterer Ybersinn-Artikel von mir aus dem Jahr 2014. Guantánamo ist übrigens keine Black Site, obwohl sich das Gefängnis nicht auf US-Territorium befindet; doch es ist öffentlich bekannt.

Warum ich das alles erzähle? Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man selbst Terroristen nach rechtsstaatlichen Standards behandeln sollte, gerade weil sie das umgekehrt nicht tun oder getan haben. Wer Probleme mit dieser Haltung hat, möge sich den Film Zero Dark Thirty der Regisseurin Kathryn Bigelow ansehen. Jessica Chastain spielt darin die CIA-Agentin Maya, die Osama bin Laden aufzuspüren versucht. Der Film ist ein etwas sperriges Meisterwerk. Er rekonstruiert die tatsächlichen Vorgänge auf der Jagd  nach dem Terrorführer bis zur Kommandoaktion im pakistanischen Abbottabad, bei der Bin Laden erschossen wurde. Der Film ist keine Dokumentation, gibt die Ereignisse aber auf eine Weise wieder, die in Washington im Jahr 2012 bei seinem Erscheinen für einigen Wirbel sorgte. „Zero Dark Thirty“ zeigt kurz nach Beginn in schonungslosen Bildern, wie die CIA in ihren Black Sites den Willen von Gefangenen gebrochen haben könnte.

Schon in Virenkrieg – Erstes Buch spielen die Geheimgefängnisse der CIA eine Rolle. Achtung, jetzt wird’s fiktiv: Der Pharma-Manager Alfred Winter lässt in einer Black Site einen experimentellen Anthrax-Impfstoff an afghanischen Häftlingen testen. Der Versuch wird ein Desaster, und Winter wird in einem der Queen-Mary-Tribunale* – frei nach dem alttestamentarischen Rechtsgrundsatz „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ – dazu verurteilt, dass der Test mit diesem zweifelhaften Vakzin auch an ihm durchgeführt wird.

* Für rätselhafte Begriffe gibt es das Virexikon.

In Skylla – Virenkrieg II kommt heraus, dass in einem Geheimgefängnis – allerdings nicht der CIA, die zu jener Zeit ja keine eigenen Black Sites mehr unterhalten durfte – ein junger Jemenit mental konditioniert wurde, um ihn als Attentäter auf den fiktiven jordanischen König Abdallah loszulassen. Und in Evan – Virenkrieg IV, meinem aktuellen Roman, der in einer Woche in den Buchhandel kommt, findet sich die Hauptfigur des Virenkrieg-Zyklus, der Genetiker Jan Metzner, in einer Zelle eines solchen Geheimgefängnisses wieder.

Die Idee hinter diesen Black Sites ist, dass man Gefangene aus allem rauszieht, womit sie zu tun hatten, dass man sie wegsperrt und sich ihrer bemächtigt. Obwohl George W. Bush die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens betont hat, kann wohl kaum Zweifel darüber bestehen, dass dies zu dem Zweck geschieht, die Gefangenen zu brechen, um an Informationen zu kommen.

Geheimdienste agieren in einer Grauzone des Rechts. Das ist so, das geht nicht anders. Doch wer kontrolliert sie? Wer sorgt dafür, dass sie Maß halten? Die CIA steht nicht in dem Ruf, Maß halten zu können. Darum kommt sie in Evan – Virenkrieg IV in die wohl schwierigste Situation seit ihrer Gründung.

Nächste Woche: „Evan – Virenkrieg IV“ ist als gedrucktes Buch erschienen

Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht

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