Von Liebe nichts verstanden

Von Liebe nichts verstanden

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Jeder ist irgendwo aufgewachsen. Das ist nichts Besonderes. Nein, falsch: Es ist durchaus etwas Besonderes, denn jedes Menschenleben ist anders mit all den Einflüssen, die darauf einwirken. Deswegen ist die Frage, wo jemand aufgewachsen ist, vielleicht doch von Interesse – ohne irgendwen allzu wichtig zu nehmen. Wer kennt schon Ottendorf? Nun, jetzt jedenfalls ein paar Menschen mehr.
Meine ersten acht Lebensjahre brachte ich in Eutin zu, der Kreisstadt in der Holsteinischen Schweiz. Dann bauten meine Eltern ein Eigenheim, so wie viele das damals gemacht haben – in Ottendorf, etwa zehn Kilometer von Eutin entfernt. 1972 war das Haus fertig, und wir zogen ein: meine Mutter Rita, mein Vater Dieter, mein vier Jahre jüngerer Bruder Ralf und ich, zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alt. Meine Schwester Nina kam 1977 hinzu.
Das Leben auf dem Land hat Vor- und Nachteile. Um zur Schule zu kommen, wurde ich Fahrschüler. Um Tiere zu erleben, musste ich nur über die Straße gehen. Die Gemeinschaft in einem solchen Dorf – als ich dort wegging, hatte Ottendorf 201 Einwohner – bedeutet Enge und Weite zugleich. Für mich war dort nach meinem Coming Out kein Platz. Ich ging nach Freiburg, um zu studieren. Die Zeit zwischen 1972 und 1987 in Ottendorf war nicht durchweg übel, nur oft schwierig. Vor allem, weil manche Menschen, mit denen ich dort zu tun hatte, mich nicht so nehmen konnten, wie ich nun einmal bin. Und weil mich das eingeschüchtert hat. Ich war ein introvertierter Junge, der sich bei Problemen schnell zurückzog.
Es sind immer die Menschen, die Probleme schaffen. Wenn jemand der Meinung ist, dass es widernatürlich ist, wenn ein Mann einen Mann liebt, dann kann er seiner Meinung leicht zur Lufthoheit verhelfen, denn viele andere glaub(t)en das auch. Es bleibt dennoch lediglich dies: seine Meinung. Von Liebe hat er nichts verstanden.

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Nr. 23 der Fotoserie Blicke 2020

Romanautor Lutz Büge stellt in „Blicke 2020“ Stationen seines Lebens und Schaffens vor. Ohne Ordnung, quer durch mehr als vier Jahrzehnte. Lutz hat mit elf Jahren angefangen, Geschichten zu schreiben. Die Fotoserie ist eine bunte Reise durch  diese Jahre. Sie ist subjektiv, unvollständig, selbstironisch und will für die Romane von Lutz Büge werben.

Was das mit dem Obelisken der Hatschepsut im Tempel von Karnak, dem Motiv des Logos, zu tun hat, darüber und über Blicke 2020: → HIER.

 

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