Was wollen die Terroristen eigentlich von uns?

Vor zwei Tagen starben in Brüssel mindestens 31 Menschen, als Selbstmordattentäter am Flughafen und in der Metro ingesamt drei Bomben zündeten. Fast 300 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Als Attentäter wurden inzwischen die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui identifiziert, die polizeibekannt waren — allerdings nicht als Terroristen, sondern als Kriminelle, die auch vor Waffengebrauch nicht zurückgeschreckten. Nun entpuppten sie sich als Islamisten, die zu allem bereit waren und die in Belgien geboren sind. Zu den Attentaten bekannte sich der „Islamische Staat“. Aber was wollen diese Terroristen eigentlich von uns?

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Hass auf „den Islam“

Terror heißt Schrecken, Terrorismus ist die Verbreitung von Schrecken. Genau das haben die Strippenzieher hinter den Selbstmordattentätern — in Brüssel waren es die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui — im Sinn, und das ist natürlich keine neue Erkenntnis. Ebenso klar und bekannt ist, dass sich solche Terrortaten in unseren Köpfen mit Horror verbinden. Auf vielfältige Weise. Wir könnten selbst von einer solchen terroristischen Wahnsinnstat betroffen sein. Oder unsere Verwandten oder Freunde. Auch vermögen wir uns nicht oder nur unter größter Anstrengung vorzustellen, was in den Köpfen von Menschen vorgehen muss, die zu Märtyrern werden wollen. Angeblich wegen der Jungfrauen, die auf sie im Paradies warten. Menschen, denen es egal zu sein scheint, dass sie für niedrige Zwecke manipuliert und instrumentalisiert werden, solange sie glauben dürfen, dass dies einem höheren Ziel diene.

ZaventemGanz so einfach ist es tatsächlich nicht. Diese Selbstmordattentäter sind — der Verdacht darf zumindest geäußert werden — Täter und Opfer zugleich. Opfer der zynischen Ideologen des „Islamischen Staats“, aber auch Opfer eines Systems, das sie aussortiert und sich dann nicht mehr um sie gekümmert hat. Kleine Männer, die plötzlich die Chance wittern, ganz groß zu sein. So groß, dass der ganze Westen vor ihnen erzittert.

Der Brüsseler Flughafen
Zaventem.
Foto: iijjccoo

Durch ihren religiös verbrämten Selbstmord, bei dem sie Dutzende von unbeteiligten, unschuldigen Menschen mit sich reißen, verschaffen sich diese „Märtyrer“ gewaltsam die Anerkennung, die ihnen in den Gesellschaften des Westens nicht zuteil wurde. Denn diese Gesellschaften sind zwar frei, tolerant und liberal, aber sie sind auch gleichgültig und kalt (geworden). Die Gesetze des neoliberalen Ellenbogens, die hier herrschen, produzieren viele Verlierer. Menschen, die empfänglich sind für Ideologien, welche ihnen Sinn und Richtung vermitteln — einen Sinn, den es sonst in ihrem Leben nicht gibt, und eine Richtung von schlichter Geradlinigkeit. Natürlich werden sie nicht alle zu Islamisten und Selbstmordattentätern. Viele von ihnen werden die entgegengesetzte Richtung einschlagen — als Neonazis zum Beispiel. Solche Menschen zu verführen, scheint nicht allzu schwer zu sein. Man muss ihnen anscheinend nur suggerieren, dass es für alles einfache Lösungen gibt. Wir können uns schon jetzt darauf einstellen, dass der nächste Selbstmordattentäter bald von sich reden machen wird.

Wir haben denen doch nichts getan!

Doch was wollen diese Leute eigentlich von uns? Was haben wir ihnen bloß getan? Du und ich? Herzlich wenig, oder? Wir kennen diese Terroristen ja nicht einmal persönlich! Trotzdem meinen sie uns. Es heißt, sie wollten unsere Art zu leben zerstören, sie hätten einen Hass auf den Westen. (Zu dessen Gründen demnächst in einem eigenen Artikel mehr.) Das darf ihnen nicht gelingen. Unsere Art zu leben ist in der Menschheitsgeschichte so jung und so einmalig, dass sie als zilisatorische Errungenschaft unbedingt geschützt gehört. Das ist das eine, was diese Islamisten tatsächlich erreichen wollen: dass wir unsere Freiheit zugunsten von mehr Sicherheit freiwillig einschränken und so nach und nach unsere Art zu leben aufgeben.

Doch machen wir uns nichts vor: Vor solchen Attentaten wie denen von Paris und jetzt Brüssel gibt es keinen vollständigen Schutz. Wir können den Aufwand in Sachen Schutz endlos in die Höhe treiben und werden dennoch weitere Anschläge nicht verhindern können. Wer das nicht glauben will, der schaue in die USA nach San Bernardino. Selbst in einem Land, das nahe dran ist am Überwachungsstaat, konnte das Massaker nicht verhindert werden, bei dem im Dezember 2015 14 Menschen starben. Das heißt natürlich nicht, dass in Europa nichts zu verbessern wäre. Die Geheimdienste müssen besser zusammenarbeiten, um Daten über mögliche Selbstmordtäter wie auch über Islamisten auszutauschen. Es muss Schluss sein mit dem Sparzwang, der unsere Polizeien an den Rand der Handlungsunfähigkeit gebracht hat — siehe Köln in der Silvesternacht. Doch am besten setzt man da an, wo die Wurzel des Problems liegt: Wir müssen aufhören, Menschen auszusortieren.

Hysterische Stimmen

Und noch etwas wollen die Terroristen: Wir sollen „den Islam“ hassen. Denn ist es nicht „der Islam“, der uns da angreift? In der Tat, er ist es nicht — aber wir sollen es glauben, um unsere Toleranz zu unterminieren. Mittelfristig kann das unsere Gesellschaft spalten. Tatsächlich haben Viele die schlichte Botschaft „Islam = Terror“ bereitwillig inhaliert, auch hier bei uns in Deutschland. Die Brüsseler Attentate sind Wasser auf die Mühlen der Islamhasser, die in ihrer Verranntheit nicht bemerken, dass sie mit ihrer Hetze das Geschäft der Terroristen betreiben: Sie unterlaufen alle Integrationsbemühungen und fördern den „clash of civilizations“, als sei es ein Naturgesetz, dass sich dieser Konflikt zuspitzt. Dabei wurde er größtenteils herbeigeredet.

In Deutschland leben zurzeit schätzungsweise fünf Millionen Muslime, von denen wieder und wieder verlangt wird, dass sie sich von den Taten der Terroristen distanzieren sollen, obwohl sie damit nichts zu tun haben. Dass diese Forderung fast automatisch nach jedem neuen Anschlag auftaucht, ist ein weiterer Indikator dafür, dass viele Deutsche „den Islam“ längst mit Terrorismus gleichsetzen. Muslime dürfen in Deutschland nicht einmal einen gesetzlichen Feiertag fordern, ohne dass es sinngemäß heißt: Geht doch dahin, woher ihr gekommen seid. Dabei ist der Wunsch nach einem solchen Feiertag nichts anderes als der Ausdruck des Wunsches, sich in diesem Land freundlich einzurichten: Sie wollen, dass dieses Land auch ihres ist. Es gäbe noch viele weitere Beispiele, die zeigen, dass der Spaltpilz bereits tief in unserem gesellschaftlichen Fleisch steckt. Mit jedem weiteren Attentat treiben die Fanatiker ihn tiefer hinein.

Hysterische Stimmen gibt es nach Anschlägen wie denen in Brüssel genug. Mir scheint es mittlerweile, als seien diese Stimmen das größere Problem, denn sie treiben uns hinein in eine kollektive Paranoia, der wir doch widerstehen müssten. „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“, heißt es im Matthäus-Evangelium (5,39). Ein scheinbar schlichter Satz, der meist als pazifistisch gedeutet wird. Doch es geht nicht darum, sich freiwillig zusätzlich demütigen zu lassen. Gemeint ist: Ich halte die andere Wange hin aus freier Entscheidung und zum Zeichen, dass du mir diese Freiheit und meine Würde nicht nehmen kannst. Die Botschaft lautet: Du kriegst mich nicht klein. Ich werde mich nicht der Logik des Terrors und der Angst unterwerfen. Ich gehe trotzdem ins Theater, in Bars und Kneipen und in Konzerte, ich fahre trotzdem U-Bahn und nehme, wenn nötig, das Flugzeug — letzteres nur ungern, aber das hat völlig andere Gründe. Und das alles mache ich ganz selbstverständlich, weil ich es immer so gemacht habe. Das ist meine bewusste Antwort auf den Terror. Nur so, davon bin ich überzeugt, kann man dem Terror den Schrecken nehmen. Oder zumindest einen Teil davon.

Und nebenbei, so hoffe ich zumindest, bauen die europäischen Nationen weiter an einer Sicherheitsarchtiktektur für Europa, die diesen Namen auch wirklich verdient. Um unsere Lebensweise zu schützen, nicht um sie einzuschränken.

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