„Manche Fehler springen mich geradezu an“

Virenkrieg Cover 001Ein Roman entsteht in mehreren Phasen, beginnend im Moment der ersten Idee bis zur Drucklegung. So auch bei Virenkrieg: Das Schreiben selbst ist sicher die wichtigste Phase, aber keineswegs die einzige.

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Eine andere wichtige Phase ist natürlich die des Lektorats und Korrektorats. Gerade was letzteres betrifft, frage ich mich manchmal: Hört das jemals auf? Ist es möglich, einen Text von einer solchen Länge fehlerfrei hinzubekommen? Den Ehrgeiz dazu hatte ich. Doch dann meldete sich Franziska Klentz bei mir, eine Facebook-Freundin, die den Roman gelesen hatte, und wies mich auf eine Reihe von Fehlern hin. Im gedruckten Buch! Es ist zum Verzweifeln! Dabei hatte der Roman wirklich gute Testleser …

Ein Talk mit Franziska Klentz sowie Testleserin Ulrike Spitz und Testleser und Verleger Thomas Vögele.

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„Manche Fehler springen mich geradezu an“

Skylla KorrekturDas hier ist mein neuer Roman Skylla. Knapp 1,1 Millionen Zeichen auf 722 Seiten, das Ergebnis von etwa zwei Jahren Arbeit. Eine Menge Holz! Skylla ist ein echter Schmöker geworden, genau wie der Vorgänger Virenkrieg. Und genau wie Virenkrieg war der Roman voller Fehler, als ich ihn an meine Testleser weitergegeben habe. Das Bild dokumentiert das Ergebnis: So kam Skylla von Ulrike zurück. Jeder Kleber eine Anmerkung! Fehler, Formulierungsvorschläge, stilistische Einwände, Verständnisprobleme … Vermutlich wird es Skylla auch in einem weiteren Punkt ergehen wie Virenkrieg: Trotz aller Anstrengungen scheint es nicht möglich zu sein, alle Fehler auszumerzen.

Ärgerlich, nicht wahr? Besonders wenn ein Buch bereits gedruckt ist. Leserin Franziska Klentz fand 15 Fehler in Virenkrieg! Als ich ihre Mail las, habe ich sie spontan zu einem Talk übers Fehlermachen und/oder -nichtmachen eingeladen.

Frau Spitz und Herr Vögele

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Auch die beiden Textprofis sind dabei, die meine Romane regelmäßig lesen, prüfen und korrigieren: Ulrike Spitz und Thomas Vögele. Beide kommen aus dem Journalismus und arbeiten täglich mit Texten — Thomas (61 Jahre) als Zeitungsmacher bei der Frankfurter Rundschau (Sport-Ressort), Ulrike (60 Jahre) als Kommunikationschefin einer bedeutenden Sportorganisation.

Alle leben in Offenbach.

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Klentz kleinFranziska Klentz (40 Jahre) lebt in Oberhausen, ist ausgebildete Hotelfachfrau, verheiratet und hat drei Kinder. Der Kontakt zu ihr entstand über Facebook.

Lutz Büge: Herzlich willkommen alle miteinander! Liebe Franziska, ich freue mich, dass wir uns ein wenig übers Fehlermachen unterhalten können. Du hast Virenkrieg gelesen und mir Feedback gegeben, über das ich mich sehr gefreut habe. Einerseits. Du hast aber auch angemerkt, dass Du ein paar Fehler gefunden hättest. Wenn ich mich richtig erinnere, war Deine Formulierung ungefähr so: Diese Fehler hätten Dich geradezu angesprungen. Wie soll ich mir das vorstellen?

Franziska Klentz:  Ich habe in meinem Leben weit über 1000 Bücher gelesen und möchte fast behaupten, jedes Wort schon einmal gesehen zu haben. Und wenn ein Wort anders aussieht als gewohnt, dann ist es nicht stimmig und stört den Lesefluss.

Thomas Vögele: Ich bin doch einigermaßen erschüttert, was mir da alles durchgerutscht ist. Und das, obwohl ich das Skript zweimal gelesen habe. Beim ersten Lesen nehme ich Fehler meist nur wahr, wenn sie mich „anspringen“, wie Franziska das nennen würde. Ich falle da erst mal in die Geschichte rein, die mich fesselt und, lese wie ein Konsument. Dem fallen dann vor allem Logikfehler auf oder Dinge, die man beim Film „Continuity“ nennt.

Ulrike Spitz: Ich weiß aus der täglichen Arbeit, wie schwer es ist, einen wirklich fehlerfreien Text abzuliefern. Ich mache es ähnlich wie Thomas: Beim ersten Lesen hat der Inhalt Priorität – geht auch gar nicht anders, das ist ja so fesselnd, dass ich manchmal einfach auch zu schnell lese, weil ich wissen will, wie`s ausgeht. Trotzdem markiere ich natürlich das, was mir spontan auffällt (anspringen ist wirklich ein gutes Wort) oder was den Lesefluss stört. Beim zweiten Durchgang konzentriere ich mich dann auf Grammatik, Satzstellung u.ä. Spaß haben Thomas und ich vor allem immer wieder mit „dass“ und „das“ – wir sind ja beide überzeugt, dass wir diese Fehler alle sehen, und doch findet jeder immer mal wieder einen, den der andere übersehen hat.

Virenkrieg im Kreise seiner VorgängerLutz: Das sind für Dich die schlimmsten Fehler, oder?

Ulrike: Ich mag überhaupt keine Fehler. Ich mag es vor allem nicht, wenn (dass!) ich welche übersehe.

Rechts: Virenkrieg
im Kreise seiner Vorgänger

Lutz: Das mit den Störungen im Lesefluss verstehe ich gut, Franziska. Wenn Du viele Fehler in einem Roman entdeckst, verlierst Du dann die Lust am Lesen?

Franziska: Wenn der Roman gut ist, lese ich weiter. Schlimmer finde ich allzu verschachtelte Sätze. Da kann es passieren, dass ich das Buch weglege.

Lutz: Zwölf Deiner Anmerkungen zu Virenkrieg betreffen wirklich ärgerliche Fehler. Zwei sind keine Fehler. Du hattest angemerkt, dass es in „Virenkrieg“ immer „das Blog“ heißt und nicht „der Blog“. Beides ist aber richtig, denn „Blog“ kommt von „Web-Log“ (kurz für Logbuch), das sächlich ist. Der Duden führt „Blog“ aber auch mit maskulinem Geschlecht. Findet Ihr nicht auch, dass der Duden die deutsche Rechtschreibung nicht mehr klar genug regelt?

Thomas: Ja, der Duden stiftet mehr Verwirrung als Klarheit. Ein Beispiel: dichtmachen. Ein Fass wird dicht gemacht (getrennt), eine Abwehr im Fußball wird dichtgemacht (zusammen). Wo ist da die Logik? Auch die Tatsache, dass unterschiedliche Schreibweisen erlaubt sind, trägt nicht gerade zur orthografischen Klarheit bei.  Zusammen- oder getrenntschreiben – das ist fast eine Wissenschaft geworden.

Franziska: Ich finde, dass uns in Schrift und Sprache Freiheiten gelassen werden müssen. Mit Deinem Buch war es tatsächlich etwas anders. Der erste aufgefallene Fehler war eine Stolperfalle (z.B. „hat Justin hat“), und dann ist es wie mit dem weißen Fleck. Ist der erst mal weg, dann siehst du auf einmal alle anderen Fehler auch. Ich weiß nicht, ob ich sie sonst wahrgenommen hätte.

1000 mal VirenkriegLutz: Kennst Du dieses Phänomen: Je öfter Du Deinen eigenen Text liest, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass Du Fehler übersiehst? Einfach weil Du betriebsblind wirst. Wenn Du einmal über einen Fehler hinweg gelesen hast, wirst Du ihn beim nächsten Lesen ebenfalls wieder übersehen.

Franziska: Ich kenne das auch; und dass man ungeschriebene Worte mitliest (immer wieder) sofern der Text der eigene ist. Aber der Inhalt war toll. Alles stimmig. Wäre das nicht der Fall gewesen, würde ich jetzt nicht so ungeduldig auf die gedruckte Fortsetzung warten. Wie geht Ihr denn mit Zeitungsartikeln um, wenn die Texte mit diversen Fehlern gefüllt sind? Kommt ja immer häufiger vor.

Links: Tausendmal Virenkrieg

Thomas: Mich ärgern Fehler in der Zeitung. Obwohl ich weiß, was oft die Ursache dafür ist: Zeitdruck. Zum Beispiel wenn man dicht am Redaktionsschluss ist – dann ist Konzentration beim Redigieren gefragt. Und die kann nachlassen, wenn man schon stundenlang am Schirm gearbeitet hat. Selbst unter größtem Zeitdruck gilt aber die Vorgabe, dass vor der Textfreigabe das Korrekturprogramm drüber laufen muss. Vor der Seitenfreigabe werden alle Überschriften, Unterzeilen, Zwischenzeilen und Bildtexte gelesen. Die wichtigsten Seiten liest ein Korrektor. Im Sport ist eine besondere Situation: Dort sind bei Abendveranstaltungen oft nur wenige Minuten zwischen Schlusspfiff und Seitenfreigabe – da schleichen sich unter großem Stress dann Fehler ein.

Ulrike: Viele Fehler haben mit der Schnelligkeit unserer Zeit zu tun. Je mehr von außen auf mich einströmt, desto mehr Fehler gehen mir durch. Eigentlich braucht man viel mehr Zeit, um Texte auch mal auf sich wirken zu lassen. Die Zeit — oder sagen wir: die Muße — haben wir heute nicht mehr. Schon piepst wieder irgendwo ein Handy oder eine Mail poppt auf. Als ich vor Jahren mal länger krank war, hatte ich diese Muße – und habe Inhalte und Sprache ganz anders aufgenommen, viel intensiver. Ich bin sicher, ich hätte in dieser Zeit mehr Fehler entdeckt. Beim Testlesen versuche ich deshalb, mir eine ruhige Umgebung zu schaffen mit wenig Ablenkung und möglichst ohne zeitlichen Druck, so gut es geht.

VerlegerLutz: Mal schauen, was Du sonst noch so gefunden hast. Franziska. Meine Nr. 1 unter Deinen Entdeckungen ist „sagte Fairbanks nüchtern fest“. Das ist wirklich fast komisch, oder? „Woher stammte es Gen?“ könnte irgendeine Mundart sein, vielleicht Eifeler Platt. Die Doppelung „Hat Justin irgendwelche Ergebnisse erzielt hat“ hast Du selbst schon angesprochen. An dieser Stelle stand zuerst eine andere Formulierung: „Ich weiß nicht, ob Justin irgendwelche Ergebnisse erzielt hat“. Bei der Überarbeitung sollte daraus wohl eine Frage werden: „Hat Justin irgendwelche Ergebnisse erzielt?“ Leider fehlt das Fragezeichen, und das zweite „hat“ ist stehengeblieben. Ein typischer Redigierfehler. Du glaubst mir aber hoffentlich, Franziska, dass ich keinen dieser Fehler absichtlich gemacht habe?

Rechts: Verleger Thomas Vögele

Franziska: Ich glaube Dir. Wenn ich viel und schnell schreibe, mache ich auch viele Fehler. Ich vergesse gern Wörter, und wenn ich am Laptop schreibe, macht die Tastatur auch nicht immer, was ich will, und unterschlägt einfach ein paar Buchstaben.

Lutz: Das Blöde ist, dass Virenkrieg nicht schnell geschrieben ist, sondern viele Überarbeitungen durchlaufen hat. Und ich habe den Verdacht, dass die Fehler, über die wir hier reden, erst durch die Überarbeitung hineingeraten sind.

Franziska: Wie wird man eigentlich Testleser?

Lutz: Man muss in meiner Nähe sein, um all die Ausdrucke der Romanteile entgegennehmen zu können, denn ich mag meine Romane nicht mit der Mail verschicken. Außerdem muss man natürlich sprachlich und grammatikalisch kompetent sein.

Franziska: Früher war das mal ein Berufswunsch von mir, für einen Verlag zu arbeiten, Bücher lesen und bewerten und korrigieren. Vielleicht lerne ich ja mal einen guten Schriftsteller kennen, welcher um die Ecke wohnt.

Lutz: Viel Glück! Herzlichen Dank für das Gespräch.

Ecklogo neu kleinDieses Gespräch wurde online schriftlich via Kommentarfunktion auf Ybersinn.de geführt. Es ist in voller Länge unter DIESEM LINK zu finden. Für die Veröffentlichung im Rahmen des Skylla-Marathons (zur Themenübersicht –> HIER) wurde es gerafft und in Teilen umgestellt.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt.

Ecklogo neu kleinVirenkrieg Cover 001Neu: Virenkrieg I.

Thriller von Lutz Büge (Printausgabe)

„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017

Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.

Virenkrieg – Erstes Buch. Roman. Ybersinn-Verlag Offenbach. Paperback.
440 Seiten. 14,90 €. ISBN: 9783981738803.
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Das E-Book gibt es für 9,99 € in allen gängigen Online-Shops. ISBN 9783844292503.
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Von Lutz Büge stammen diese Bücher und E-Books:

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