Das schwarze Herz – Der Film „Vice – Der zweite Mann“

Virenkrieg

Roman-Zyklus von Lutz Büge

Incubus – Virenkrieg III

Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.

„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“

Frankfurter Rundschau

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Das schwarze Herz – Der Film „Vice – Der zweite Mann“

Nun habe ich es endlich geschafft, mir „Vice – Der zweite Mann“ anzusehen, den Oscar-nominierten und auch -prämierten Film über Richard Cheney, von 2001 bis 2009 US-Vizepräsident unter George W. Bush. Es ist fast zu spät, um noch die Empfehlung auszusprechen: Unbedingt ansehen! Ich will es trotzdem nicht lassen.

Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de
über die Hintergründe seines
Romanzyklus und erläutert
Zusammenhänge mit
der realen Gegenwart.

Warum? Weil Richard Cheney der wahrscheinlich einflussreichste US-Politiker der jüngeren Geschichte war und weil er, obwohl nur in der angeblich nebenrangigen Position als Vizepräsident von George W. Bush, die USA und die Welt mehr verändert hat als Bush selbst oder einer der anderen Präsidenten einschließlich Barack Obama. Cheney hat dies aus dem Hintergrund heraus getan, unter anderem mit juristischen Winkelzügen. Ein Thema, das auch in meinen Virenkrieg-Romanen eine große Rolle spielt. Schließlich geht es um den „Krieg gegen den Terror“, den Cheney maßgeblich angeschoben hat, und um den „clash of civilizations“ zwischen westlicher und islamischer Welt, der dadurch verschärft wurde.

Regisseur Adam McKay treibt Cheneys Hinterzimmer-Methoden satirisch auf die Spitze, wenn er den Mächtigen der US-Regierung in einem Sterne-Restaurant ein Menü der Superklasse servieren lässt. Ein seidig glänzender Kellner, dargestellt von Alfred Molina (u.a. „Spider Man 2“, „Der DaVinci-Code“), referiert das Menü: Ärgern Sie sich nicht länger wegen der Genfer Konventionen – wir haben heute den „feindlichen Kämpfer“ auf der Karte. Nun muss niemand mehr Kriegsgefangene wie Kriegsgefangene behandeln. Als Hauptgang vielleicht etwas Rechtsstaatlichkeit? Sie können mit diesen „feindlichen Kämpfern“ alles machen, was Sie wollen, wenn Sie sie einfach außerhalb des amerikanischen Staatsgebiets einsperren. Wir hätten heute Guantánamo für Sie, ganz frisch und sehr zu empfehlen … Eine bitterböse Szene. Alle am Tisch lachen, Richard Cheney (grandios: Christian Bale), Rumsfeld (Steve Carell) und wer da noch so sitzt, und als der Kellner letztlich fragt: Was darf ich also bringen?, antwortet Cheney: Wir nehmen das ganze Menü. Und sie lachen.

Da läuft es einem kalt den Rücken hinab. Erweiterte bzw. verschärfte Verhörmethoden? Kein Problem, zumal nicht in Guantánamo. BAWD. Das heißt: bis auf Weiteres bindend. Mit diesem Befehl weist Cheney den Verteidigungsminister im Moment der Attentate auf das World Trade Center im Jahr 2001 telefonisch an, alle Flugzeuge abzuschießen, in denen die Landesverteidigung eine Gefahr erkennt. Bis auf weiteres bindend. Kurz zuvor hat Cheney unter zwei Ohren mit Präsident Bush telefoniert. Unter zwei Ohren meint: Niemand im Lagezentrum hat gehört, was Bush zu Cheney gesagt hat. Der aber tut dann so, als komme der Abschussbefehl direkt von Bush. Diese Szene steht exemplarisch für die Selbstverständlichkeit, mit der sich Cheney Macht anmaßt. Wenn er sich am Schluss des Films ans Publikum wendet und sich dafür bedankt, dass er ihm, also dem Publikum, dem amerikanischen Volk, habe dienen dürfen, ist dieser Zuschauer restlos bedient.

Das waren zwei Beispiele aus einem Film, der mit klarer Position nicht spart und daher natürlich provoziert. „Vice“ ragt weit aus dem Feld der „Biopics“, der biografischen Filmerzählungen, heraus, zumal der Film unkonventionelle Methoden einsetzt. Nicht nur Cheney wendet sich direkt ans Publikum, sondern auch der Erzähler, dargestellt von Jesse Plemmons („Breaking Bad“, „Die Verlegerin“). Er tut dies kommentierend mal als Familienvater, mal als Marine im Kampfeinsatz in Afghanistan, mal auf dem Seziertisch, nachdem ihm das Herz entnommen wurde, das Richard Cheney transplantiert wird. Da schlägt es noch, das amerikanische Herz. Cheneys eigenes Herz hingegen zeigt nicht die geringste Regung, als es nach der Operation daliegt, teilweise schwarz von all den Herzinfarkten. Dieses Herz soll mal geschlagen haben? Man mag es kaum glauben.

George W. Bush (toll: Sam Rockwell) spielt nur eine Nebenrolle in diesem Film, anders als in jenem ersten großen Spielfilm über diese Ära: „W. – Ein missverstandenes Leben“ von Oliver Stone aus dem Jahr 2008. Da wird Richard Cheney von Richard Dreyfuss gespielt, grandios und diabolisch, jedoch eher in einer Nebenrolle. Christian Bale, der für seine Rolle als Richard Cheney 30 Kilo zu- und dann wieder abgenommen hat, entfaltet in „Vice“ hingegen die volle Wirkung. So abgründig, dass ich begeistert bin: Ins Schwarze getroffen! Ins schwarze Herz.

Am Schluss bleibt vor allem eine Frage: „Vice“ war für acht Oscars nominiert – warum hat dieser Film nur einen bekommen? Nicht dass der Oscar für das beste Make-Up und die besten Frisuren unverdient wäre, aber …

Nächste Woche: Loslassen! Wenn ein Roman flügge wird, kann der Autor was erleben

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