Die Bedrohung durch die Theocons

Virenkrieg Cover 001Ich bin immer noch ein bisschen zittrig, nachdem ich gerade das Buch „Blackwater“ von Jeremy Scahill zuende gelesen habe. Es mag ja ein wenig naiv klingen, aber mein erster Gedanke nach diesem Buch ist: Meine Güte — wenn die Menschheit auch nur die Hälfte ihres schöpferischen Potenzials auf Werke des Friedens und des Zusammenlebens aller Menschen richten würde statt auf die Erfindung von Geschäftsmodellen dafür, wie sich Politik profitabel militarisieren lässt, dann wäre die Erde ein Paradies!

.

Die Bedrohung durch die Theocons

Extremisten jeglicher Couleur sind mir ein Gräuel. Den Anblick vollverschleierter Frauen ertrage ich ebenso schwer wie das Gerede christlicher Fundamentalisten, die mir an der Haustür weiszumachen versuchen, dass der Schöpfungsbericht der Bibel nicht metaphorisch, sondern realistisch zu verstehen ist. Ich mag keine Politiker, die ihre Entscheidungen als „alternativlos“ hinzustellen versuchen, und ich mag keine wiedererweckten Christen, die ein Foltergefängnis wie Abu Ghraib besuchen, um sich im Auftrag der US-Regierung ein Bild von den dort herrschenden Zuständen zu machen und die hinterher erklären, jetzt verstünden sie, „warum die Terroristen uns so sehr hassen“: Sie, die Terroristen, „erkennen die Verhaltensregeln nicht an, die Kultur von Barbarei unterscheiden“.

Zynisch? Oh ja. Das Zitat ist dem Buch „Blackwater — Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt“ von Jeremy Scahill entnommen, dem zurzeit wohl bedeutendsten investigativen US-Journalisten. Es stammt von einem gewissen Joseph E. Schmitz und dokumentiert eine der Methoden, die Blackwater groß gemacht haben: gnadenlose Propaganda. Und zwar auch und gerade dann, wenn sich mit Fug und Recht das Gegenteil von dem behaupten ließe, was behauptet wird. Denn von Abu Ghraib, Du erinnerst Dich bestimmt, gingen grauenhafte Folterbilder um die Welt. Abu Ghraib zu sehen bedeutet, den Unterschied zwischen Kultur und Barbarei zu sehen. Da hatte Joseph E. Schmitz durchaus recht.

Joseph E. Schmitz war von 2002 bis 2005 Generalinspekteur des US-„Verteidigungs“-Ministeriums und damit, zumindest der Bezeichnung nach, die oberste Kontrollinstanz für die Militärindustrie. In just dieser Zeit wuchs Blackwater, die Söldnerfirma, zu einem Koloss heran, gepampert von Schmitz und einigen anderen guten Verbindungen zu den Auftraggebern im Pentagon. Blackwater war und ist nicht börsennotiert und legt seine Bilanzen nicht offen; daher ist an genaue Umsatzzahlen schwer ranzukommen. Scahill zeichnet den Aufstieg der Firma in seinem Buch, das sich streckenweise wie ein Thriller liest, minutiös nach. Es ist eine atemberaubende Geschichte wie aus einer fremden Welt, und wenn man zwischendurch aufblickt und durchatmet, verspürt man eine gewisse Erleichterung darüber, dass die Bush-Regierung, die diesen furiosen Aufstieg ermöglichte, weg vom Fenster ist. Tatsächlich hat Blackwater bzw. Academi es unter Obama schwerer. Aber die Mechanismen, die hinter diesem Aufstieg stecken, sind nicht verschwunden. Blackwater — ich nenne die Firma einfach weiter so, genauso wie auch Scahill es tut — ist ein Schwergewicht in einer Branche, deren Gesamtumsatz weltweit im Jahr 2003, noch vor dem Irak-Krieg, bereits 100 Milliarden Dollar ausmachte. Heute dürfte er bei etwa 300 Milliarden liegen.

Aber Scahill leistet mehr, als „nur“ den Aufstieg einer Firma zu skizzieren. Immer wieder gewährt er Schlaglichter auf den Sumpf, aus dem das kroch. Man bekommt eine Ahnung davon, wenn man Joseph E. Schmitz 2004 nach einem Besuch in Irak und Afghanistan schwadronieren hört:

„Kein Amerikaner heute sollte jemals daran zweifeln, dass wir uns der Herrschaft des göttlichen Gesetzes verpflichtet fühlen. Hierin liegt der grundlegende Unterschied zwischen uns und den Terroristen. Das ist das Entscheidende — wir sind stolz darauf, dass wir uns strikt an die Herrschaft des göttlichen Gesetzes halten.“ (Zitiert nach: Scahill, Blackwater, S. 258 der rororo-Ausgabe.)

Ein Islamist hätte es nicht besser formulieren können

Anders formuliert: Schmitz ist ein wiedererweckter Christ. Das Profil der Neu-Konservativen, der Neocons, wird bei solchen Leuten um ein dominierendes religiöses Element vertieft; man nennt sie daher auch theocons. Blackwater-Gründer Erik Prince ist auch so einer, George W. Bush ebenfalls. Das sind Menschen, die dafür eintreten, dass Gottes Gebote, wie sie sie verstehen, eine größere Rolle im öffentlichen Leben spielen sollten, dass Abtreibung und Homosexualität verboten werden müssen, Menschen, die häufig auch dem sogenannten Kreationismus anhängen, also die Evolutionstheorie ablehnen und stattdessen den Schöpfungsbericht der Bibel im Biologie-Unterricht lehren lassen wollen, Menschen, die von der Überlegenheit des Christentums fanatisch überzeugt sind  — kurz: Es handelt sich um Menschen, die sich eigentlich im Iran, einer Theokratie, recht wohl fühlen müssten, wenn der nun nicht gerade islamisch-schiitisch wäre. Aber so groß sind die Unterschiede nicht. Hier wie da wurden Prediger schon mit Prostitutierten erwischt, obwohl doch angeblich die Familie das einzig denkbare Modell für sie darstellte.

Da hatte sich eine Clique zusammengefunden! Die US-Regierung fuhr mit der Intervention in Afghanistan und dem Krieg in Irak eine Politik, die zur Überstrapazierung des amerikanischen Militärs führen musste, und bereitete damit zwangsläufig den Boden, auf dem die Söldnerfirmen aufblühten. „Bis Juni 2005“, schreibt Scahill, „hatte das Verteidigungsministerium mit 77 Auftragsfirmen im Irak 149 ‚Vorzugsverträge‘ im Volumen von fast 42,1 Milliarden Dollar abgeschlossen. Nach Angaben von Rechnungsprüfern im Pentagon entfielen auf Halliburton allein 52 Prozent der gesamten Vertragssumme‘.“

Halliburton ist ein US-Konzern, der sich um den Aufbau und die Unterhaltung von Infrastrukturen kümmert, ziviler ebenso wie militärischer. Die Firma baut beispielsweise US-Basen überall auf der Welt. Im Irak war sie außerdem damit beauftragt, die Wasser- und Stromversorgung wieder auf die Beine zu stellen sowie die Ölindustrie wieder zu aktivieren, und um das unter den bürgerkriegsnahen Zuständen im Irak gewährleisten zu können, gab Halliburton — wie auch andere Konzerne, die im Irak aktiv waren — enorme Summen für die Sicherheit aus, sprich: für Blackwater und Konsorten. Die Infrastruktur-Aufträge an Halliburton & Co. wurden natürlich über die Köpfe der Irakis hinweg vergeben; es gab zwar ein paar Irakis im Übergangsrat, doch die Lufthoheit dort übten die US-Statthalter Paul Bremer und nach ihm John Negroponte aus. Letzterer ist einschlägig bekannt als derjenige, der 1981 bis 85 von Honduras aus die Todesschwadronen durch Honduras und Nicaragua gegen die Sandinisten geschickt und deren Einsätze hinter vertuscht haben soll — ein weiterer Protagonist des militärisch-industriellen Komplexes, der mit verbrecherischer Energie Karriere machte. Auffallend war, dass sich die Söldnertrupps in Irak ebenfalls wie jene Todessschwadronen zu verhalten begannen, als Negroponte US-amerikanischer „Prokonsul“ an Euphrat und Tigris war.

Blackwater steht auch für eine spezielle Form der Umverteilung. Die Firma war zum Beispiel nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans dabei und beteiligte sich nach eigenen Auskünften an Rettungsmaßnahmen und sicherte Banken und Villen. Für diese Sicherungsmaßnahmen hatten Homeland Security und die Katastrophenschutzbehörde FEMA Steuergelder übrig. Doch für wichtige Projekte wie den Bau von Krankenhäusern, Schulen und bezahlbaren Wohnungen in New Orleans war „wenig oder überhaupt kein Geld“ da, schreibt Scahill. „Bis Juni 2006“, dem Redaktionsschluss von Scahills Buch, „stellte Blackwater den staatlichen Behörden rund 73 Millionen Dollar für Leistungen im Katastrophengebiet in Rechnung, rund 243.000 Dollar am Tag.“ Ernsthafte staatliche Hilfsmaßnahmen ließen derweil auf sich warten. New Orleans bekam die neuen Namen „Bagdad on the Bayou“. Das alles konnte geschehen, nachdem die Regierung Bush den „Posse Comitatus Act“ aufgehoben hatte, ein Gesetz, das den Einsatz von Streitkräften für Polizeiaufgaben im Inneren verbot.

Im Jahr 2006 hatte Blackwater 23.000 Privatsoldaten in neun Ländern im Einsatz und konnte auf eine Datenbank von 21.000 weiteren Kräften zurückgreifen. Erik Prince befehligt die größte Privatarmee der Welt. Blackwaters Firmensitz in Moyock, North Carolina, ist mit ihrem 2830 Hektar großen Areal die weltweit größte Militäreinrichtung in privater Hand. Es wird gesagt, Blackwater habe die militärischen Fähigkeiten, überall auf der Welt Staatsstreiche anzuzetteln und Regierungen zu stürzen. Washington ist von dort vielleicht 250 Kilometer entfernt.

Wir sind gewarnt. Dank Jeremy Scahill.

Ecklogo neu klein

Jeremy Scahill: Blackwater — Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt. Rororo-Taschenbuch. 400 Seiten, 10,99 Euro

.

Ecklogo neu klein

Virenkrieg Cover 001„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist  das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017

Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.

Virenkrieg – Erstes Buch. Ybersinn-Verlag Offenbach. Paperback. Ca. 440 Seiten. 14,90 Euro.
ISBN: 9783981738803.
Ab 10. Juli 2015 in allen Buchhandlungen oder beim Ybersinn-Verlag. Direkt-Bestellung –> HIER.

Das E-Book bekommst Du schon jetzt in allen gängigen Online-Shops.
ISBN 9783844292503.
Oder bei unserem Haus-Shop Epubli.de: –> HIER.
Und bei Amazon: –> HIER.

Ecklogo klein

–> Verlags-Startseite    –> Ybersinn-Startseite