Globale Seuchen können nicht verhindert werden

Virenkrieg Cover 001Heute erscheint Teil 2 „Ausgeliefert“ von zehn Teilen meines neuen Romans „Virenkrieg“. Protagonist Jan — so viel sei verraten — ist gezwungen, nach Ägypten zu reisen. Damit will er die Forderungen erfüllen, die von den Entführern seiner Schwester gestellt wurden. Derweil befürchten Experten, dass aus der Seuche, die im pakistanischen Swat-Tal wütet, eine globale Pandemie werden könnte. Wie realistisch ist ein solches Szenario?

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Globale Seuchen können nicht verhindert werden

Am 21. Februar 2003 passierte das, was der Albtraum aller Epidemiologen ist: Ein Mann checkt im Metropole Hotel in Hongkong ein, der sehr krank ist. Er heißt Liu Jianlun und ist Arzt. Vielleicht hat er sich selbst eine atypische Lungenentzündung diagnostiziert. Tatsächlich ist er aber mit einem bisher unbekannten Erreger infiziert, einem Coronavirus, der das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS) auslöst. Allein während seines Hotelaufenthalts steckt Liu zwölf Menschen mit dem neuen Erreger an. Davon sind drei aus Singapur, zwei aus Kanada und einer aus den USA. Sie verteilen das Virus in den folgenden Tagen auf ihren Geschäftsreisen und in ihren Herkunftsländern. Die WHO hat laut Wikipedia ausgerechnet, dass allein 4000 SARS-Infektionen weltweit auf Liu Jianluns Aufenthalt in diesem Hotel zurückzuführen sind.

Zwei Gründe gibt es dafür, warum diese Geschichte der Albtraum der Wissenschaftler ist. Erstens: Der Erreger wird zunächst nicht als neu erkannt. Die Krankheit wird daher falsch diagnostiziert und auch falsch behandelt. Im Fall von SARS führte das dazu, dass ganze Krankenhausstationen in China ruckzuck voller Infizierter waren, auch und gerade das Personal war betroffen. Dank der Fehleinschätzung konnte sich das Virus also zunächst sehr schnell ausbreiten. Zweitens: Menschen, die sich unvernünftig verhalten, stecken internationale Reisende an, die das Virus flugs über den ganzen Globus verteilen. Und ein Drittes kam noch hinzu: Die chinesischen Behörden versuchten zunächst, die Sache unter der Decke zu halten und informierten nicht oder falsch.

Nicht auszudenken, wenn ein völlig anders geartetes, viel aggressiveres Virus die Chance erhalten hätte, die das SARS-Virus erhielt. Mit einer Mortalitätsrate von bis zu 15 Prozent und weltweit 1000 Toten ist der SARS-Erreger ein gefährlicher Erreger, aber er spielt nicht in einer Liga mit beispielsweise den Echten Pocken, die bis zu 90 Prozent aller Infizierten töteten, oder mit dem Marburg-Virus, das eine den Pocken ähnliche Mortalitätsrate erreicht. Aber die Pocken gelten heute als ausgerottet; nur in einigen Laboratorien in Russland und den USA sollen noch Restbestände existieren. Und das Marburg-Virus ist an die Verbreitung durch den Kot von Flughunden gebunden und löst — in der Regel — „nur“ regionale Epidemien in Afrika aus, so wie auch Ebola.

H5N1: Hohe Mortalitätsrate, aber nicht besonders ansteckend

In unserer globalisierten Welt ist es unmöglich, solche globalen Seuchen wie die SARS-Pandemie zu verhindern. Man kann nur bestmöglich darauf vorbereitet sein — und manchmal hilft selbst das nicht. Im Fall der „Vogelgrippe“, ausgelöst vom H5N1-Influenza-Virus, wurde die Krankheit durch Vögel übertragen — auch durch Zugvögel. Sie konnte also überall ausbrechen, wo diese Tiere hinkamen und Kontakt zu Menschen hatten. Direkte Ansteckungen von Mensch zu Mensch waren dagegen selten. Trotzdem ist H5N1 alles andere als ungefährlich: Das Virus hat eine für Grippeviren erstaunlich hohe Mortalitätsrate von 50 Prozent. Normal sind bei Grippe-Epidemien oder -Pandemien Mortalitätsraten von fünf bis zehn Prozent. Auch die Schweinegrippe, die 2009 für Schlagzeilen sorgte, liegt in diesem Bereich.

Fünf bis zehn Prozent — das klingt relativ harmlos. Doch die Auswirkungen sind für die Gesellschaften, in denen ein solcher Erreger frei grassieren kann, durchaus fatal. Solche Pandemien sind dazu imstande, das gesellschaftliche Leben ganzer Kontinente zum Erliegen und Gesundheitssysteme zum Zusammenbruch zu bringen. Die Schweinegrippe hat 2009 etwa 18.500 Tote weltweit gefordert, weil die Alarm-Mechanismen der Weltgesundheitsorganisation recht gut funktioniert haben. Trotzdem bedeutet diese relativ geringe Zahl — gering gemessen beispielsweise an der Spanischen Grippe von 1918-20 –, dass bis zu 185.000 Krankenhausbetten belegt waren (oder hätten belegt sein sollen). Hätte die Schweinegrippe sich frei verbreiten können wie 1918 die schon erwähnte Spanische Grippe, die von einem sehr ähnlichen Virustyp war, dann wären die Auswirkungen sicher katastrophal geworden. Die Spanische Grippe hatte weltweit bis zu 50 Millionen Tote forderte, die Zahl der Infizierten wird von Wissenschaftlern auf bis zu 500 Millionen geschätzt. Damals gab es noch keine WHO. Auch Viren mit einer Mortalitätsrate von „nur“ zehn Prozent sind also alles andere als harmlos.

Denkbare Szenarien für künftige Pandemien

Die nächste Grippe-Pandemie kommt bestimmt. Influenza-Viren mutieren sehr leicht. Besondere Gefahren entstehen dort, wo in tierischen Wirtskörpern — Geflügel, Schweine — verschiedene Virentypen aufeinandertreffen und Gene austauschen, so dass ein neues Virus entstehen kann. Das war etwa bei der Schweinegrippe der Fall: Zwei taten sich zusammen, und das Ergebnis war gefährlicher als die beiden Ursprungstypen für sich genommen. Ausschlaggebend für die Gefährlichkeit ist, wie leicht ein solches Virus die Artenschranke überspringt, d.h. vom Tier auf den Menschen übergeht, und ob es auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann — eine Voraussetzung jeder echten, wirklich gefährlichen Pandemie. Doch vor Influenza-Viren kann man sich schützen. Händewaschen, U-Bahnen und Busse vermeiden, gesunde, ausgewogene Ernährung — dann ist womöglich keine Grippe-Impfung nötig.

Während Staaten auf dieses erste Szenario noch mit der Produktion von ausreichend vielen Dosen Impfstoff reagieren können, ist das zweite Szenario wesentlich schwerer zu handhaben. Was ist, wenn ein neues, bis dato völlig unbekanntes Virus auftaucht? Siehe SARS. Die Zahl der auf dieser Welt existierenden Einzeller und Viren ist ebenso gigantisch wie bisher nur bruchstückhaft erforscht. Der menschliche Körper besteht aus etwa zehn Milliarden Zellen, beherbergt jedoch bis zu fünf Mal so viele Bakterien und andere Einzeller! Und die Mutationsraten dieser winzigen Lebensformen sind enorm. Jeder kleine Hühner- oder Kaninchenstall ist prinzipiell ein Labor der Evolution, in dem neue Bakterien und Krankheitserreger entstehen können. Das war schon immer so. Zugleich rückt die Menschheit in entlegene Weltregionen vor, in denen wie etwa in Amazonien unter hohem Selektionsdruck ständig neue Lebensformen entstehen. Was wenn wir dort auf ein extrem tödliches Virus stoßen?

Das unerforschte Mikroversum

In meinem neuen Roman „Virenkrieg“ geht es unter anderem um solche Krankheitserreger.  Im Swat-Tal in Pakistan ist eine Seuche ausgebrochen, die nach nur zwei Tagen bereits 3000 Todesopfer gefordert haben soll. Wie immer in solchen Fällen ist die Nachrichtenlage anfangs natürlich wacklig, und die Medien rätseln herum und üben sich im Erfinden schmissiger Schlagzeilen. Was Jan Metzner, eine der beiden Hauptfiguren des Romans, in den Nachrichten hört, lässt ihn zunächst daran zweifeln, ob es sich wirklich um eine Seuche handelt, denn die Krankheit ist offenbar im ganzen Tal gleichzeitig ausgebrochen und nicht von einem einzigen Infektionsherd ausgegangen. Untypisch bis katastrophal ist auch der schwere Krankheitsverlauf, der schnell zum Tod der Infizierten führt, und zwar innerhalb von wenigen Minuten und zu hundert Prozent. Es gibt bisher niemanden, der diese Infektion überlebt hätte. Den Begriff „Inkubationszeit“ möchte man da kaum in den Mund nehmen.

Jan fragt sich, wie dieses Virus — wenn es eines ist — übertragen wird, während es zugleich so schnell tötet. Denn eine Weitergabe von infektiösen Partikeln braucht in der Regel ein bisschen Zeit. Tröpfcheninfektion wie bei Grippeviren scheint auszuscheiden. Oder handelt es sich gar nicht um einen Erreger, sondern um ein Gift? Oder aber — auch dieser Verdacht liegt in der Luft — um eine ethnische Biowaffe, einen künstlich manipulierten Erreger also, der speziell dazu gemacht wurde, die Paschtunen auszurotten? Aus diesem Volksstamm, der das Swat-Tal und nennenswerte Teile Afghanistans bevölkert, speisen sich immerhin die religiösen Fanatiker namens Taliban.

Es sind apokalyptische Nachrichten, die Jan da aus Pakistan erreichen. Eines sei schon jetzt versprochen: Er wird mit dieser Seuche noch zu tun bekommen, und zwar mehr, als ihm lieb ist. Aber damit greife ich der Entwicklung schon sehr weit voraus, bis in Bereiche des Romanzyklus „Virenkrieg“, die noch zu schreiben sind.

Ecklogo neu kleinVirenkrieg Cover 001„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist  das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017

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