Biowaffen – Eine Einführung (2)

Virenkrieg

Roman-Zyklus von Lutz Büge

Incubus – Virenkrieg III

Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.

„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“

Frankfurter Rundschau

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Biowaffen – Eine Einführung (2)

Im 20. Jahrhundert erlebten Teile der Menschheit einen nie dagewesenen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt. Von den ersten computerähnlichen Rechenmaschinen Konrad Zuses (1938) bis zum Vorläufer des Internets, dem Arpanet, vergingen nur 31 Jahre. Von der Entdeckung der Radioaktivität (1897) bis zum ersten Test einer Atombombe (16. Juli 1945 in Alamogordo/New Mexico, USA) waren es kaum 50 Jahre. Die Entdeckung der Antibiotika eröffnete neue Perspektiven in der Medizin. Diese Aufzählung könnte beliebig verlängert werden. Nie zuvor hat der Mensch sich in einem derart kurzen Zeitraum solche Macht über Natur und  Umwelt verschafft. Mit dabei und hier besonders erwähnenswert: die Genetik. Sie entwuchs der Grundlagenforschung und wurde zur angewandten Wissenschaft. Mit weitreichenden Folgen in vielen Bereichen unseres Lebens.

Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de
über die Hintergründe seines
Romanzyklus und erläutert
Zusammenhänge mit
der realen Gegenwart.

Das Genfer Protokoll vom 17. Juni 1925, ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag, verbietet den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen. Das Protokoll ist eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, in dem vor allem im Stellungskrieg an der Westfront Chemiewaffen eingesetzt worden waren, und es war ein großer Schritt hin zur Ächtung solcher Waffen, obwohl es keine Vorgaben hinsichtlich der Entwicklung, Herstellung oder Lagerung solcher Waffen machte. Diese Lücken wurden 1971 mit der UN-Biowaffenkonvention geschlossen, der 1993 noch die UN-Chemiewaffenkonvention angeschlossen wurde. Auch diese Konventionen sind völkerrechtlich verbindlich. Alle ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats haben sich ihr angeschlossen. Bis 2018 sind der Biowaffenkonvention 182 Staaten beigetreten. Nicht dabei sind laut Wikipedia vor allem Staaten in Afrika wie Ägypten, Tschad, Dschibuti, Eritrea, Komoren, Namibia, Somalia, Südsudan und Tansania, sowie Israel, Syrien, Haiti und Inselstaaten im Pazifik, Mikronesien, Tuvalu, Kiribati.

Die Lücken im Genfer Protokoll waren nur einer der Gründe dafür, dass die UN-Biowaffenkonvention nötig wurde. Ein anderer Grund: Die Vereinten Nationen sind aus der Erfahrung zweier Weltkriege heraus geschaffen worden und sollten den Weltfrieden wahren und die internationale Zusammenarbeit verbessern. Dieser Wunsch lief bald Gefahr, zu einem frommen zu werden, wie der Kalte Krieg zeigte. Doch in Sachen Biowaffen waren internationale Verständigungsfortschritte auch im Kalten Krieg erreichbar. Die UNO konzentrierte sich also, das ist diplomatisch klug, auf Dinge, die im Rahmen des Möglichen lagen.

Der dritte Grund

Aber es gab noch einen dritten Grund, der zumindest unterschwellig eine Rolle beim Zustandekommen der Konvention gespielt haben dürfte: die Genetik. Diese damals noch recht junge wissenschaftliche Disziplin handelt vom Kleinsten: den Genen. Aber sie versprach schon früh das Größte, etwa die Lösung aller Ernährungsprobleme der Menschheit (grüne Genetik). Dazu, das schwingt unausgesprochen mit, muss natürlich ins Erbgut eingegriffen werden, zum Beispiel in das von Nutzpflanzen, die gegen Schädlinge resistent werden sollen. Vieles von dem, was da versprochen wurde, ist inzwischen umgesetzt worden. Ob das wirklich ein Fortschritt war, bleibt zweifelhaft. Doch was geschieht, wenn man mit den Möglichkeiten der modernen Genetik an Biowaffen herangeht? Als der Völkerbund das Genfer Protokoll verhandelte, war eine solche Entwicklung selbst am fernsten Horizont nicht zu erkennen. Ende der 1960er Jahre aber, als mit der Vorbereitung der UN-Biowaffenkonvention begonnen wurde, konnte man schon eine Ahnung haben, was da mit der Genetik heraufzog.

Ist es schlecht vom Menschen gedacht, wenn man annimmt: Alles, was gemacht werden kann, wird gemacht? Nein, das ist realistisch gedacht. Irgendwer wird es machen, wenn es möglich ist. Es – das meint hier: die Entwicklung von Biowaffen, die nicht frei in der Natur vorkommen. Die Verschärfung von natürlichen Formen von Biowaffen. Zugleich verbunden mit dem Versuch, in irgendeiner Weise ihre Ausbreitung zu kontrollieren, so dass sie nur den Gegner treffen, sonst niemanden. Wer kann ernsthaft wollen, dass solche Biowaffen konstruiert werden? Es war relativ leicht für die UNO, einen Konsens zwischen den Staaten zu erzeugen, der in die UN-Biowaffenkonvention mündete. Und die ist zweifellos ein großer zivilisatorischer Fortschritt.

Natürlich kommt hier gleich ein: Aber! Die Ächtung von Biowaffen war damals selbst zwischen USA und UdSSR konsensfähig. Aber so weit, dass man der UNO erlaubte, Kontrollen durchzuführen, um die Einhaltung der Konvention zu überprüfen, so weit ging die Liebe nicht. Denn – Achtung, hier kommt das nächste Aber! – das hätte bedeutet, dass man sich in die Karten hätte schauen lassen. Wo befinden sich in den USA, in der UdSSR, in Frankreich, Großbritannien, Israel und wer weiß noch wo Hochsicherheitslabore, in denen möglicherweise an solchen Waffen gearbeitet wird? Wer soll sie inspizieren? Wann – und wenn ja, mit Voranmeldung? Also mit Vorwarnung? Wenn man sich anschaut, wie schwierig es selbst im Jahr 2018 in Teilen dieser Welt noch war, ein verlässliches System der Dopingkontrollen im Hochleistungssport zu etablieren, der wird vielleicht ahnen, wie schwer so etwas geworden wäre, wenn es um Biowaffen geht, also um militärische Interessen.

Nächsten Dienstag: Warum wird die Einhaltung der Biowaffenkonvention nicht kontrolliert?

Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht

 

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