Krimi von Lutz Büge: „Dein Wurstsalat kann warten oder Die kalte Erika“

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe etwas getan, was ich mir lange nicht habe vorstellen können: Ich habe einen Krimi geschrieben! Wie bitte? Was höre ich da? Alle Welt schreibt Krimis, das ist nichts Besonderes? Für mich schon, liebe Leute, eben weil ich das nicht von mir gedacht hätte. Ich habe mich sozusagen selbst überrascht. Was wiederum überraschend ist, denn eigentlich lag dieses Buch schon lange in der Luft, nachdem ich bereits im Jahr 2013 einen Prolog dafür geschrieben hatte. Aber der Reihe nach! Vielleicht notierst Du Dir folgenden Termin:

KULTURRAUM APRIL, Rathauspavillon, Offenbach
Samstag, 20.4.
, ca. 17.10 Uhr

Dort werde ich den Roman erstmals vorstellen und zur Premiere auch daraus vorlesen Das Werk heißt

«Dein Wurstsalat kann warten oder Die kalte Erika»

Offenbacher Bahnhofsviertel. Foto: Lutz Büge

und spielt in Offenbach am Main, der Stadt, in der ich lebe. Manche sagen, Offenbach sei die härteste Stadt Hessens. Es gibt Anschauungsmaterial, das diese These stützt. Gleichwohl gibt es in vermutlich allen Städten dieser Welt unwirtliche Ecken. Das bedeutet: Offenbach ist überall! Wenn das so ist, kann ich gut damit leben, einen Krimi geschrieben zu haben.

Worum geht’s?

Der letzte Arbeitstag. Achim Plibischonka, Journalistenlegende, denkt jedoch nicht daran, den Stift abzugeben. Er hat Pläne. Da wird in einem öffentlichen Mülleimer eine abgesägte, tiefgefrorene Frauenhand gefunden. Schon wird Achim wieder gebraucht. Er muss berichten, für die Zeitung. Für Kommissar Mesut Yıldırım ist die Sache mit der Hand der erste Fall seiner jungen Laufbahn. Er bekommt viel zu tun, denn bald tauchen weitere Körperteile des Opfers auf. Mesut und Achim ahnen nicht, dass sie in derselben Sache ermitteln. Lange tappen sie im Dunkeln, bis sie auf eine scheinbar verlassene Scheune im Wald stoßen. Und darin auf eine Tiefkühltruhe. Doch die ist nicht leer …

Eine kleine Leseprobe? Nach Spätdienstschluss:

Achim geht Richtung Hauptbahnhof. Er hat unwillkürlich den Weg zu seiner Wohnung eingeschlagen, aber da will er eigentlich nicht hin. Er hat andere Optionen. Ein gutes Gefühl! Das bedeutet, dass er sein künftiges Leben strukturiert angeht. Er macht nicht einfach irgendwas, sondern er hat die Wahl. Wer kann das schon von sich sagen?
Er könnte nach Hause gehen. Diese Option kommt am wenigsten in Betracht, denn was soll er da? Dort ist nichts außer Tristesse. Er würde höchstens daran erinnert, dass er aufräumen und Wäsche waschen müsste. Zu Hause warten Pflichten auf ihn. Dafür ist er nicht in Stimmung. Vermutlich wird er zwar auch morgen nicht in Stimmung dafür sein, aber morgen ist morgen und jetzt ist jetzt, und jetzt ist es ihm egal, was morgen ist und wie seine Stimmung morgen sein wird. Die Wäsche kann warten.
(…)
Er könnte zum Belgier gehen, einer Bierwirtschaft am Wilhelmsplatz, und ein paar Korsendonk zischen, ein Starkbier. Dann wäre er nicht allein, sondern würde mit Menschen rumsitzen, die ihm unbekannt sind, während sich die Welt gnädig vernebelt. Das ist zwar nicht das, was er unter Geselligkeit versteht, aber es ginge wenigstens in die richtige Richtung, vor allem was das Vernebeln betrifft. Außerdem bekäme er Gelegenheit, ein paar blöde Sprüche abzusondern. (…) Aber wenn Achim ehrlich ist: Danach steht ihm heute nicht der Sinn. Heute ist er introvertiert.
Und viertens kann er sein neues Büro aufsuchen, das er der Steuer wegen angemietet hat, und das freudige Ereignis allein begehen, einschließlich Vernebeln. Dann könnte er gleich in aller Ruhe seine ersten Gedanken zum neuen Lebensabschnitt aufschreiben, mit denen er demnächst sein Blog starten wird.

Stichwort Strukturwandel

Also ein richtiger Büge. Die Figuren haben Ecken und Kanten, sie wirken keineswegs von vornherein einnehmend, und doch schließt man sie ins Herz. Neben der eigentlichen Krimihandlung rund um besagte Tiefkühltruhe geht es darum, wie schwierig es sein kann, tolerant zu bleiben. Es geht um Selbstfindung und Selbstbestimmung und um die Frage, was der Strukturwandel mit den Menschen macht. Offenbach ist wegen seiner Geschichte besonders dafür geeignet, dieses Thema hier anzusiedeln, denn es ist noch gar nicht lange her, da war Offenbach die deutsche Lederwarenhauptstadt. Bis im Zuge des Strukturwandels praktisch die ganze Lederindustrie plattgemacht wurde. Das ist in Offenbach bis heute zu spüren. Zudem mache ich die aktuellen Verwerfungen in der Medienlandschaft zum Thema. Und im Hintergrund lauert der einstige Ledertycoon Gerhard Mittenbach und seine „Familie“, die ich als „Denver-Clan vom Main“ bezeichne.

Das Buch soll im Herbst im Verlag Sparkys Edition erscheinen. Bis dahin und danach gibt es viel über diesen Roman zu erzählen.

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