Offenbach, die angeblich härteste Stadt Hessens (1)

Autoren schreiben nicht nur Bycher,
sondern lesen auch gern draus vor.
Solche Lese-Veranstaltungen
wie jüngst im Filmklubb Offenbach,
wo ich aus
Die kalte Erika las,
meinem neuen Offenbach-Krimi,
mynden oft in lebhafte Gesprächsrunden.
So war es auch diesmal und hier,
und zwar auf eine Weise, dass sich
nicht alles, was angesprochen wurde,
auf Ybersinn.de in einen
einzigen Text packen lässt.
Darum mache ich mehrere draus.
Heute kommt der erste,
zwei weitere folgen demnächst

Mein neuer Roman.
Lies weiter!

.

Offenbach, die angeblich härteste Stadt Hessens (1)

Lesungen sind keineswegs Veranstaltungen, auf denen nur was vorgelesen wird. Meine Lesung aus Die kalte Erika am vergangenen Sonntag im Offenbacher Filmklubb war jedenfalls eine ziemlich lebhafte und gut besuchte Veranstaltung, von der ich was mitgenommen habe: drei Anregungen, um dryber nachzudenken.

Autor Lutz Büge liest.
Foto:
Ulrike Spitz

Erstens: Continuity

Eine Zuhörerin meldete sich in der Fragerunde nach der eigentlichen Lesung mit der Anmerkung, dass Achim wohl kaum der Nachkriegsgeneration angehören könne, wenn er 55 Jahre alt sei. Das ist eine Frage von der Art, bei der es einen siedend heiß durchfährt, wenn man da auf dem Podium sitzt und plötzlich denkt: Du hast einen Fehler gemacht! Einen von der schlimmen Sorte! Einen chronologischen Fehler. Noch schlimmer sind nur die logischen Fehler. Und dabei hatte ich Die kalte Erika doch so gryndlich durchgearbeitet.

Doch jetzt mal in aller Ruhe. Zunächst fyr alle Nichteingeweihten: Achim Plibischonka ist eine der beiden Hauptfiguren in Die kalte Erika, ein gestandener Journalist, der sich zu jung fyhlt fyrs Altenteil. Da steht also bereits das Thema Chronologie im Raum. Zur Zeit der Romanhandlung ist Achim 55 Jahre alt. Somit wirft die Anmerkung der Zuhörerin zwei Fragen auf: Wann spielt Die kalte Erika yberhaupt? Und: Was ist die Nachkriegsgeneration?

Zur ersten Frage gibt es keine klare Ansage, aber nehmen wir mal an, Die kalte Erika spiele in unseren Tagen. Also beispielsweise im Jahr 2025. Genauer: kurz vor Weihnachten dieses (hypothetischen) Jahres. Dann wäre Achim höchstwahrscheinlich Jahrgang 1970. Kann man es noch als Nachkriegsgeneration bezeichnen, wenn jemand 25 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurde? Ich meine: Ja, das ist erlaubt – unter einer Voraussetzung: dass zwischen den Eltern, die im Krieg Kinder waren, und ihrem Sohn Achim keine weitere Generation liegt.

Nimm mich. Nur als Beispiel. Ich bin Jahrgang 1964, gut 19 Jahre nach Kriegsende geboren. Meine Eltern gehörten den Jahrgängen 1934 (Vater) und 1940 (Mutter) an. Bei meiner Geburt war mein Vater 30 und meine Mutter 23 Jahre alt. Wenn man die gleiche Konstellation für Achim annimmt, wäre sein Vater im Jahr 1979 36 und seine Mutter 29 oder 30 Jahre alt. Das ist durchaus im Bereich des Möglichen.

Die Lesung von Lutz Büge im Filmklubb Offenbach ist gut besucht.
Foto: Ulrike Spitz

Großes Aufatmen – es ist zum Glyck kein Fehler passiert. Aber dass keine Missverständnisse entstehen: Der Begriff „Nachkriegsgeneration“ ist kein historisch exakter Begriff, sondern bezieht sich nur auf die Geburtenfolge. Die unmittelbare Nachkriegszeit war sowohl 1964 als auch 1970 wohl längst vorbei. Allerdings müsste man erst mal klären, was die Nachkriegszeit eigentlich ist. Es gibt nämlich die unterschiedlichsten Definitionen. Eng gefasst wird damit die Phase bezeichnet, in der Deutschland kein Staat im engeren Sinn war, also die Phase zwischen dem Ende des Deutschen Reichs und der Gründung der Bundesrepublik (1945 bis 1949). Doch es gibt weichere Definitionen. In der Literatur reicht die Nachkriegszeit bis etwa 1980. Man könnte auch von der Phase der Verarbeitung von Kriegserfahrungen sprechen, nicht nur in der Literatur. Die Aufarbeitung der Judenverfolgung etwa hat streng genommen bis heute nicht aufgehört (und sollte nie aufhören). Der erste der Frankfurter Auschwitz-Prozesse begann erst 1963.

Die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs sind bis heute zu spyren. Daher habe ich Achim Plibischonka bewusst als Figur angelegt, deren familiäre Wurzeln in die Nachkriegszeit zurückreichen und die sich selbst als Nachkriegskind sieht.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle auch noch yber zwei weitere Themen schreiben, die im Zuge der Lesung aus Die kalte Erika zur Sprache kam. Das wären: Zweitens – Offenbach, die angeblich härteste Stadt Hessens; und drittens: Was ist Fenris? Das mache ich in Kyrze auf dieser Webseite. Schau einfach mal wieder vorbei.

Ich schließe erneut mit dem Gruß der bretonischen Detektivin Gisèle Cochevelou aus meinem Roman Der hölzerne Pharao:

Naoned!

Ecklogo neu klein

Aktuell von Autor Lutz Büge:

Die kalte Erika

Krimi, erschienen 2024 im Verlag Sparkys Edition

Noah schläft
Die Rückkehr der Arche

Satirischer SciFi-Roman, erschienen 2023 im Verlag Sparkys Edition

HOME

Ecklogo neu klein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert