Bascha Mika stellt den neuen Roman
„Noah schläft“
von FR-Redakteur Lutz Büge vor.
Präsentation, Gespräch, Lesung.
18. Oktober, 15.30 Uhr
Stand der Frankfurter Rundschau
auf der Buchmesse
7. November, 19.30 Uhr
Stalburg Theater
Glauburgstraße 80, Frankfurt
Noah schläft
Die Rückkehr der Arche
HIER – mein neuer Roman.
.
Das Leid mit den Buchhandlungen
Als Autor macht man schöne Erfahrungen, aber auch weniger schöne. Zur letzteren Sorte gehört – leider, immer wieder – das, was man mit Buchhandlungen erlebt. Kürzlich hatte ich einen Auftritt beim Stadtlesen Offenbach, einem Festival, und durfte aus Noah schläft lesen. Die Steinmetzsche Buchhandlung, vis à vis vom Veranstaltungsort in der Fußgängerzone Offenbachs gelegen, hatte für den Büchertisch gesorgt. Das heißt: Mehrere Exemplare des Romans lagen aus, auch in der gerade erst erschienenen Softcover-Ausgabe. Ganz aktuell. Eine Menge Aufwand für eine solche kleine Buchhandlung! Umso größer war mein Erstaunen, als ich am nächsten Tag erfuhr, dass die Buchhandlung alle Bücher bereits gleich am nächsten Tag wieder zurückgeschickt hatte. Begründung: So was geht bei uns nicht.
Das höre ich nicht zum ersten Mal. Abgesehen von der eigenen Betroffenheit – von wegen „so was“ gehe nicht, obwohl meine Romane fast nur gute Bewertungen bekommen – verwundert mich diese Haltung zutiefst. Von der Buchhandlung am Markt in Offenbach habe ich Ähnliches gehört, auch von der Buchhandlung Buchplatz in Frankfurt-Sachsenhausen und anderen: „So was geht bei uns nicht.“ Eine interessante Haltung. Hat was von Mauern, schon vorab.
Der Buchmarkt ist schwierig, keine Frage. Voll im Griff des Strukturwandels, der weg vom stationären Buchhandel zu immer mehr Online-Handel führt. Auf diese Entwicklung hat der Buchhandel kein Monopol, sondern das geht vielen anderen Geschäften ebenfalls so. Wer offenen Auges durch deutsche Innenstädte geht, kommt an dieser Erkenntnis nicht vorbei. Erstaunlich daran ist, dass der Buchhandel so wenig unternimmt, um dagegen was zu tun. Man hat den Eindruck, unsere Buchhändler:innen sind irgendwie alle gelähmt. Als hofften sie, der Kelch des Niedergangs wird bis zur Rente schon irgendwie an ihnen vorbeigehen. Oder sie setzen auf die altbewährten Rezepte wie die Buchhandlung am Markt in Offenbach, die in ihrem Lese-Newsletter vor allem für Frauenthemen und Krimis wirbt. Ich persönlich finde in diesen Artikeln nichts Interessantes für mich.
Das mag „special interest“ geschuldet sein, wie man so sagt. Ich bin nun mal ein Mann und vor allem an naturwissenschaftlichen und politischen Themen interessiert. Die sind in solchen Buchhandlungen aber praktisch nicht präsent. Vielleicht mal abgesehen von den Machwerken von Marc Elsberg („Black Out“) oder Ähnlichen, aber die kann man ja nicht lesen. Und Krimis interessieren mich nur dann und wann. Also: Was macht einer wie ich, der gute, interessante Literatur sucht? Geht er in die Buchhandlung, um sich inspirieren zu lassen oder was zu bestellen? Nö, das geht heutzutage online einfacher. Und ehrlich gesagt: Ein Verhalten wie das der Steinmetzschen Buchhandlung, bei der ich schon etliche Euro beim Buchkauf gelassen habe, fördert meine Lust nicht, die regionale Wirtschaft zu unterstützen.
Es kann ja sein, dass „so was“ erfahrungsgemäß nicht ganz so leicht über den Ladentisch geht wie ein Krimi oder ein Arztroman. Könnte man daran etwas ändern? Wie könnte man Interesse für „so was“ wecken? Im aktuellen Fall habe ich Ansatzpunkte für eine Werbeaktion, unabhängig von meiner Betroffenheit als Verfasser des Werks, um das es geht. Punkte, um anzuknüpfen, wenn man es denn will, wo die regionalen Buchhandlungen was machen könnten. Ich nenne nur einen, abgesehen von der regionalen Verwurzelung – denn auch das könnte man herausstellen: Offenbacher Autor. Ist aber anscheinend nicht weiter interessant.
Dieser Punkt ist: Wenn man schon eine Veranstaltung wie das „Stadtlesen“ direkt vor der Nase hat, dann sollte man das doch nutzen, wenn man Buchhandlung ist. Es hätte nahe gelegen, wenigstens für die Dauer der Veranstaltung einen Büchertisch zu installieren, auf dem die Werke der lesenden Autorinnen und Autoren ausliegen; doch nein, die Bücher werden schon zurückgeschickt, während die Veranstaltung noch läuft. Wie armselig!
Man muss sich nicht wundern, dass der Buchhandel vor die Hunde geht. Dort steht man unter Stress, keine Frage. Wie gesagt, Strukturwandel. Den merke ich als Redakteur einer Tageszeitung ebenfalls. Nicht zu knapp. Ich merke auch, wie schwierig es ist, Menschen zu erreichen. Alle haben Stress – unter anderem damit, wie schon Neil Postman mal schrieb, sich zu Tode zu amüsieren. Das bleibt allen Menschen selbst überlassen, siehe die Smombies in unseren Straßen. Aber so, wie die Dinge sich entwickeln, bleibt diesen Menschen, also auch mir, kaum ein Ausweg als der Online-Handel. Der stationäre Buchhandel in der geliebten Form, also etwas zum Stöbern, sich inspirieren lassen, ist anscheinend Geschichte. Wenn ich dort nichts Spannendes mehr finde, sondern nur noch das Erwartbare, siehe Newsletter, brauche ich dort nicht hinzugehen. Und auch dann nicht, wenn die Fachkräfte schon nach einem kurzen Blick auf den Klappentext sagen: „So was“ geht nicht. Das möchte ich als Leser eigentlich gern selbst entscheiden.
„So was“ geht nicht. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ohne nur einen einzigen Blick ins Innere des Buchs geworfen zu haben, zwischen die Buchdeckel. Keine Begegnung mit dem Inhalt? Was sagt das über die Köpfe, die „so was“ aussprechen? Haben die überhaupt begriffen, was Literatur ist, soll und will? Das abschließende Urteil darüber, ob „so was geht“, überlassen wir wohl am besten der Geschichte. Vielen Dank für die Unterstützung, liebe Offenbacher Buchhandlungen. Ob regional oder nicht – ich kaufe künftig online.